Ein Womanizer fürs Leben?

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Um eine arrangierte Ehe abzuwehren, macht die kluge Frankie mit Playboy Elijah Wolf einen Deal: Eli spielt ihren Lover, dafür vermittelt sie ihm einen Auftrag. Perfekt, dass seine Nähe in ihr pures Adrenalin freisetzt. Aber Gefühle zeigen? Niemals! Bis ein Unfall alles verändert …


  • Erscheinungstag 24.08.2020
  • Bandnummer 7
  • ISBN / Artikelnummer 9783733718107
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Zwei Tiffany-Kronleuchter tauchten das große Wohnzimmer in Harry Hunts Villa am Ufer des Lake Washington in warmes Licht. Vom See her peitschte ein Nordweststurm den Regen gegen die Fenster, aber das Feuer, das unter dem handgeschnitzten Sims des Kamins prasselte, sorgte für eine behagliche Atmosphäre.

Frankie Fairchild erhob sich aus dem bequemen Sessel, ließ ihre Mutter Cornelia in einem angeregten Gespräch mit Lily Hunt zurück und ging an die Bar. Auf der polierten Mahagonioberfläche standen mehrere Flaschen, und sie griff nach einer mit einem unverwechselbaren Etikett und schenkte sich den trockenen Weißwein vom Chateau Ste. Michelle nach.

Während sie daran nippte, schaute sie zu Justins kleiner Tochter Ava hinüber, die gerade am Rand des Orientteppichs entlanghopste. Harrys Nachbarin, die Schauspielerin Madge Edgley, beugte sich zu Ava, als das Mädchen das Quartett erreichte, das dort zusammenstand und angeregt miteinander plauderte.

Harry lädt immer eine nette Mischung aus guten Freunden und interessanten Leuten ein, dachte Frankie anerkennend. Sie ging weiter, registrierte vertraute Gesichter und gesellte sich zu den Männern, die am Kamin standen. Ihr Onkel Harry und sein Sohn Justin unterhielten sich mit zwei Gästen. Den einen – Nicholas Dean – kannte sie nur flüchtig, während ihr der andere sehr vertraut war. Eli Wolf war groß und breitschultrig, hatte schwarzes Haar und ein markantes Gesicht, das bei jeder Frau Herzklopfen auslöste, wenn er sie anlächelte.

Als Eli den Kopf hob und ihr einen forschenden Blick aus blauen Augen zuwarf, erstarrte sie.

Erst als er sich wieder Harry zuwandte, wurde ihr bewusst, dass sie den Atem angehalten hatte.

Sie eilte zurück an die Bar und füllte ihr Glas mit zitternden Händen auf.

Was, um alles in der Welt, ist nur mit mir los?

Seit Eli sie auf ihrer Geburtstagsparty geküsst hatte, musste sie viel zu oft an ihn denken. Der Kuss war zwar nur flüchtig gewesen, ihr aber trotzdem unter die Haut gegangen. In den vier Monaten, die seitdem vergangen waren, war die Erinnerung daran kein bisschen verblasst. Im Gegenteil: Wenn sie die Augen schloss, fühlte sie die Erregung noch immer. Sie hatte sogar ein Experiment durchgeführt und drei andere äußerst attraktive Männer geküsst, aber keiner davon hatte auch nur annähernd das gleiche Interesse, geschweige denn Lust in ihr geweckt. Nichts. Null. Nada.

Das war mehr als ärgerlich.

Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Und da es vollkommen untypisch für sie war, untätig zu sein, begann sie allmählich, sich Sorgen zu machen.

„Frankie.“ Ein freundliches Schultertätscheln begleitete die Begrüßung. „Wie geht’s dir, Honey?“

Strahlend drehte sie sich zu ihrem Gastgeber um. „Mir geht’s gut, Onkel Harry.“ Sie schaute ihm über die Schulter. „Ich dachte, du sprichst mit Nicholas übers Geschäft.“

„Das habe ich.“ Langsam ließ Harry den Blick von Frankie zum Kamin wandern, wo der Bauunternehmer und Eigentümer von Dean Construction mit Justin und Eli zusammenstand. „Ich muss sagen, ich bin von Nicholas beeindruckt. Er hat die Firma seines Daddys trotz starker Konkurrenz weiter ausgebaut. Ich wette, in den nächsten fünf Jahren wird er den Gewinn verdreifachen.“

„In solchen Dingen irrst du dich selten, also muss er ein ausgezeichneter Geschäftsmann sein.“ Frankie trank einen Schluck Wein und folgte Harrys Blick. Kein Zweifel, Nicholas Deans Erscheinung bestätigte das Urteil ihres Onkels – er strahlte Selbstsicherheit aus, war groß und athletisch und verband eine freundliche, gelassene Art mit einem intelligenten, wachsamen Blick. Dass er heute Abend hier war, inmitten von Harrys Freunden und Familie, konnte kein Zufall sein. Frankie sah Harry an. „Du denkst daran, ihm den Auftrag für den Bau der neuen HuntCom-Zentrale in Seattle zu geben, oder?“

„Stimmt.“ Harry nickte. „Auf meiner Liste stehen nur noch zwei – er und Eli.“

„Hmm.“ Das wunderte Frankie nicht. Eli Wolf war der Chef von Wolf Construction und ein heißer Konkurrent. Er und Justin waren jetzt in den Dreißigern und noch immer gute Freunde. Justin war verheiratet und hatte eine kleine Tochter, Eli dagegen war Single geblieben.

„Wenn Nicholas den Auftrag bekommt, werden wir ihn wohl häufiger zu Gesicht bekommen“, sagte Harry.

„M-hm.“

„Derjenige, den ich engagiere, wird natürlich eng mit meinen Jungs zusammenarbeiten“, fuhr er fort. „Aber Eli gehört schon jetzt praktisch zur Familie. Nicholas kennen wir nicht so gut.“

„Wäre es dann nicht besser, Eli und seine Brüder zu nehmen?“

Harry zuckte mit den Schultern. „Vielleicht. Aber wenn ich Dean Construction keine faire Chance gebe, riecht es nach Vetternwirtschaft.“

Frankie verschluckte sich am Wein. Sofort klopfte Harry ihr auf den Rücken. „Alles in Ordnung?“

„Es geht mir gut, Onkel Harry.“ Sie hustete. „Ich war nur schockiert, dass Vetternwirtschaft für dich etwas Schlechtes zu sein scheint.“

„Ich praktiziere keine Vetternwirtschaft“, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

Frankie lachte.

„Na gut“, gab ihr Onkel verlegen lächelnd zu, „vielleicht neige ich dazu, meine Familie zu bevorzugen, aber ist das ein Verbrechen?“

Sie umarmte ihn. „Nein, Onkel Harry, ist es nicht.“

„Na also …“ Er drückte sie kurz an sich. „Außerdem bekommt Eli den Auftrag keineswegs automatisch. Dean Construction ist noch lange nicht aus dem Spiel. Deshalb ist Nicholas heute hier – ich will herausfinden, ob er zu unseren Freunden und der Familie passt.“

„Es sieht ganz danach aus.“

„Ja, stimmt.“ Harry schaute kurz zu Nicholas hinüber. „Die Frau, die ihn mal heiratet, kann sich glücklich schätzen.“

„Hmm.“ Sie beobachtete, wie Ava, Justins und Lilys Tochter, zu Eli rannte. Lachend hob er sie in die Luft und setzte sie sich auf die Hüfte. Ava nahm sein Gesicht zwischen die kleinen Hände und gab ihm einen dicken Kuss. Seine Augen funkelten belustigt, und als er lächelte, blitzten in seinem gebräunten Gesicht weiße Zähne auf. Erst jetzt wurde Frankie bewusst, was Harry da gerade gesagt hatte. Oh nein. Er versucht schon wieder, mich an den Mann zu bringen. Aber ausgerechnet an Nicholas Dean?

Hastig senkte sie den Blick.

„Nicholas hat alles, was eine Frau braucht“, fuhr ihr Onkel fort. „Er ist ein toller Geschäftsmann, also kann er eine Familie ernähren. Und er ist jung genug, um Kinder zu bekommen, aber auch alt genug, um ein guter Vater zu sein.“

Blinzelnd starrte Frankie ihn an. „Du glaubst, mehr braucht eine Frau nicht?“

Harry winkte ab. „Wenn sie Romantik will, ist sie mit Nicholas auch gut bedient – er sieht nicht übel aus.“

„Du hast das Wichtigste vergessen.“

„Was denn?“

„Den entscheidenden X-Faktor.“

Fragend zog er die Augenbrauen hoch. „Den X-Faktor? Von dem habe ich noch nie was gehört.“

„Manche nennen es Chemie, für andere ist es sexuelle Anziehung. Ich nenne es den X-Faktor.“ Und davon hat Eli reichlich. Der Gedanke verblüffte sie.

„Und du meinst, der fehlt Nicholas?“

„Ich weiß es nicht“, gestand sie. „Ich war noch nie mit ihm aus.“

„Also gibst du zu, dass du Nicholas Dean attraktiv finden könntest?“

„Nein.“ Sie schüttelte den Kopf. Während der letzten Monate hatte sie sich erfolgreich dagegen gewehrt, dass Harry sich in ihr Liebesleben einmischte, aber ihre Schwestern Tommi und Bobbie hatten weniger Glück gehabt. Allerdings hatten sie sich trotzdem in wunderbare Männer verliebt. Leider hatte Frankie keine Garantie, dass es ihr ebenso ergehen würde. „Und wir reden nicht über Nicholas und mich – es gibt kein uns.“

„Aber das könnte es geben“, beharrte Harry. „Ich weiß, dass Dean Construction den Auftrag unbedingt will. Was bedeutet, dass Nicholas durchaus bereit ist, dich besser kennenzulernen, und ihr zwei herausfinden könnt, ob ihr zueinander- passt.“

„Harry …“, begann Frankie so ruhig wie möglich. „Ich werde nicht mit Nicholas Dean ausgehen. Und zwar aus dem einfachen Grund, dass ich mir meine Männer ohne die Hilfe meines Onkels aussuche.“

„Es ist nicht so, dass ich das nur für dich tue, Frankie“, widersprach Harry. „Aber …“

„Gut“, unterbrach sie ihn. „Denn wenn ich das annehmen müsste, würde ich einen Killer anheuern und ihm deine Adresse geben.“

„Frankie!“, rief Harry schockiert, aber sein Blick war belustigt. „Was würde deine Mutter dazu sagen, dass ihre Lieblingstochter mich bedroht?“

„Sie kennt dich, Onkel Harry“, erwiderte sie trocken. „Vermutlich würde sie nur fragen, was du wieder angestellt hast.“

Harry lachte fröhlich.

Harrys dröhnendes Lachen zog sämtliche Blicke auf sich. Interessiert schaute Eli Wolf über Avas dunkle Locken hinweg zu Frankie Fairchild hinüber, die gerade an ihrem Glas nippte. Ihre braunen Augen funkelten amüsiert. Sie war groß, hatte lange Beine und Kurven, bei denen es jedem Mann in den Fingern juckte. Karamellblondes Haar fiel ihr auf die Schultern und umspielte das anmutige Gesicht. Das schlichte schwarze Cocktailkleid betonte ihre hinreißende Figur. Der Rock endete kurz über den Knien und lenkte den Blick auf die schlanken Waden und schmalen Fesseln sowie die schwarzen High Heels.

Eli fragte sich, wie Frauen in solchen Dingern laufen konnten.

Er kannte Francesca Fairchild, seit sie ein kleines Mädchen gewesen war. Und ihr Cousin Justin war sein bester Freund. Leider bedeutete das, dass Frankie für ihn absolut tabu war – jedenfalls im Hinblick darauf, was er sich von ihr wünschte. Er fand das äußerst bedauerlich, insbesondere seit dem unvergesslichen Kuss auf ihrer Geburtstagsparty vor vier Monaten.

„Onkel Eli?“ Avas kleine Hand drehte sein Gesicht, bis sie ihm in die Augen schauen konnte. „Mommy sagt, ich darf ein Kaninchen haben, aber erst müssen wir einen Käfig besorgen. Baust du mir einen? Und kann ich dir dabei helfen?“

Eli lächelte, dankbar für die Ablenkung. „Natürlich, Honey. Lass uns deine Mom und deinen Dad fragen, wann wir anfangen können.“

Mit Ava auf der Hüfte schlenderte er durch den Raum zu ihren Eltern und setzte sich in einen Ledersessel, von dem aus er Frankie beobachten konnte, während er mit Justin, Lily und Frankies Mutter, Cornelia Fairchild, sprach.

„Mommy, Onkel Eli hilft mir, ein Kaninchenhaus zu bauen.“

„Das ist toll, Honey.“ Lily lächelte Eli zu. „Und was hält Onkel Eli davon?“

„Wir haben einen Plan“, antwortete er. „Und der sieht unter anderem vor, dass Justin Steaks für meinen Großvater grillt, um mich für meine Tischlerdienste zu bezahlen.“

„Wie bitte? Was habe ich damit zu tun?“, fragte Justin.

„Hey, du bist der Dad.“ Eli zuckte mit den Schultern. „Ich nur der Onkel.“

„Ich hab dich lieb, Onkel Eli.“ Ava schlang ihm die Arme um den Hals und küsste ihn auf die Wange.

„Ich hab dich auch lieb“, beteuerte er, während das kleine Mädchen von seinem Schoß sprang und auf den ihres Vaters kletterte, um aufgeregt von ihrem Plan für den Kaninchenkäfig zu erzählen.

Eli lehnte sich im Sessel zurück und ließ den Blick durch den Raum schweifen, bis er wie von selbst wieder Frankie fand. Eli wusste, dass sie ihren Vater verloren hatte, als sie noch ein Kind gewesen war. Offenbar hatte Harry dessen Platz eingenommen.

Das haben wir gemeinsam, nur dass es mein Großvater war, der eingesprungen ist. Und Frankie hat noch ihre Mutter, während ich gar keine Eltern mehr habe.

Cornelia spielt eine wichtige Rolle im Leben ihrer Tochter, dachte er und musterte die ältere Frau, während sie Ava lauschte. Genau wie Jack Wolf in meinem Leben.

Elis Großvater hatte Eli und seine drei Brüder Conner, Ethan und Matt aufgenommen, nachdem ihre Eltern bei einem Unfall auf dem I-5 bei Seattle ums Leben gekommen waren. Selbst verwitwet, hatte Jack mit den vier trauernden Jungen eine neue Familie gegründet, die ihnen Trost und Geborgenheit bot.

„Warum willst du mich unbedingt mit Nicholas zusammenbringen?“, fragte Frankie ihren Onkel und deutete mit dem Weinglas auf Eli. „Was ist mit ihm? Er ist Single, und er und seine Brüder haben ein erfolgreiches Bauunternehmen. Steht er nicht auf deiner Liste möglicher Verehrer?“

Harry schaute über die Schulter. „Ich wäre froh, wenn du mit Eli ausgehen würdest. Ich mag den Jungen“, antwortete er. „Aber nichts deutet darauf hin, dass er eine Familie gründen will. Er scheint ein eingefleischter Junggeselle zu sein – ich bezweifle, dass er jemals heiratet.“

„Das hast du von Justin auch mal behauptet“, erinnerte Frankie ihn. „Und sieh ihn dir an: Heute ist er stolzer Vater und ein liebender Ehemann. Seit er Lily geheiratet hat, ist er glücklich und zufrieden.“

„Stimmt“, gab Harry achselzuckend zu. „Aber Eli ist anders als Justin. Justin ist über ein Jahr mit keiner Frau mehr ausgegangen, bevor er und Lily wieder zusammenfanden. Er brauchte Lily und wollte eine Frau und Familie. Eli dagegen fühlt sich als Single wohl.“ Er nickte in Nicholas’ Richtung. „Nicholas dagegen scheint mir eher der Typ zum Heiraten zu sein.“

Frankie hörte nur mit einem Ohr zu, während ihr Onkel Nicholas Deans Vorzüge aufzählte. Insgeheim stimmte sie Harry zu, was Eli betraf. Nach einem Unfall auf einer Baustelle, bei dem er sich das linke Bein gebrochen hatte, hatte er es ruhiger angehen lassen. Davor war er mit vielen Frauen ausgegangen, und sie vermutete, dass er sein überaus aktives Liebesleben nach seiner Heilung wieder aufgenommen hatte.

Augenblick mal. Nachdenklich kniff sie die Augen zusammen. Es gab nur einen Weg, wie sie Harry dazu bringen konnte, sie von seiner Liste unverheirateter Familienmitglieder zu streichen. Damit er sie endlich in Ruhe ließ, musste sie ihn davon überzeugen, dass sie einen festen Partner hatte.

Aber im Moment gab es da niemanden. Was sie brauchte, war ein Mann, der bei ihrem Täuschungsmanöver mitmachte. Ein Mann, der wie sie etwas davon hatte, sich gegen ihren Onkel zu verschwören. Ein Mann, der nicht daran interessiert war, eine Familie zu gründen.

Und dafür war Eli Wolf genau der Richtige.

Die Frage war nur: Würde er bei ihrem Plan mitmachen?

„… und Nicholas hat erzählt, dass seine Familie seit über hundert Jahren in Queen Anne lebt“, berichtete Harry.

„Interessant“, murmelte Frankie.

„Seine beiden Großmütter“, fuhr er fort, „wohnen nur ein paar Querstraßen voneinander entfernt in bester Lage.“

Harry sprach weiter, aber Frankie hörte nicht mehr zu. Sie schätzte ihre Unabhängigkeit, liebte ihren Job als Forschungsassistentin für englische Literatur an der University of Washington und wollte ihr Leben nicht ändern. Es gefiel ihr so, wie es war, und sie würde nicht zulassen, dass Harry sie zur Ehe drängte, auch wenn er es gut meinte.

Wieder suchte und fand ihr Blick Eli. Er war der einzige Mann, der ihr helfen konnte. Ihr Onkel mochte ihn – mehr noch, er war für ihn wie ein Adoptivsohn. Und Elis Unternehmen würde von dem Auftrag für die HuntCom-Zentrale profitieren, also würde es sich für ihn lohnen, sich mit ihr zu verbünden.

Eine Stunde später auf der Fahrt nach Hause zerbrach Frankie sich noch immer den Kopf darüber. Aber erst als sie im Bett lag, ein aufgeschlagenes Buch auf dem Schoß, ging ihr noch etwas auf. Falls Eli bereit war, ihr zu helfen, würden sie beide viel Zeit zusammen verbringen müssen, um wie ein Paar zu wirken. Und dann würde sie es vielleicht – endlich – schaffen, ihre langjährige Schwärmerei für ihn zu überwinden.

Sie kannte Eli seit ihrem elften Lebensjahr, als ihr Cousin Justin seinen besten Freund zu einer Party bei Harry mitgebracht hatte. Als sie fünfzehn gewesen war, hatte er gemeinsam mit Justin ihre ersten Freunde überprüft und vertrieben, natürlich alles unter dem Vorwand, sie zu beschützen. Mit sechzehn verknallte sie sich in Eli, der damals einundzwanzig war. Mit neunzehn war sie froh, diese Phase hinter sich zu haben, und freute sich, dass sie ihm ihre Gefühle niemals gestanden hatte. Nicht einmal ihren Schwestern Georgie, Tommi und Bobbie hatte sie davon erzählt.

Sie hatte die Sehnsucht nach Eli Wolf als Kinderei abgetan und zusammen mit ihren Highschool-Erinnerungen abgespeichert. Später war sie mit Jungen vom College, einem Kollegen an der Universität, einem Wirtschaftsprüfer und ein oder zwei Anwälten ausgegangen.

Die Buchstaben im offenen Buch verschwammen vor ihren Augen.

Bis Eli sie geküsst hatte, um ihr zum Geburtstag zu gratulieren, hatte sie geglaubt, über ihn hinweg zu sein. Aber der Kuss-Test mit drei anderen Männern hatte ernsthafte Fragen aufgeworfen. Es konnte doch wohl nicht sein, dass Eli Wolfs Küsse süchtig machten und sie um Jahre zurückwarfen – aber wenn nicht, warum fand sie die Lippen anderer Männer seitdem fade und langweilig?

Auf diese Frage brauchte sie dringend eine Antwort. Sie ging nicht oft mit Männern aus und zog es stattdessen vor, sich mit guten Freunden zu amüsieren. Aber sie hatte noch keinen Mann getroffen, der ihr Interesse länger als ein paar Dates wachhalten konnte. Bestimmt wäre es bei Eli nicht anders.

Aber was, wenn sie sich ernsthaft in ihn verliebte?

Das wird nicht passieren, sagte sie sich streng, klappte das ungelesene Buch zu, legte es zur Seite und schaltete das Licht aus. Ich bin nicht so dumm, mich ausgerechnet in einen beziehungsscheuen Single zu verlieben.

Aber sie musste trotzdem aufpassen. Sie mochte ihr Leben so, wie es war, und wollte ihre Unabhängigkeit nicht gefährden. Obwohl seit dem Tod ihres Vaters zwanzig Jahre vergangen waren, erinnerte sie sich noch lebhaft daran, wie erschüttert und hilflos ihre Mutter danach gewesen war. Frankie war überzeugt, dass tiefe Liebe zu noch tieferem Leid führen konnte.

Cornelia, Frankie und ihre Schwestern hatten George Fairchild vergöttert. Erst nachdem er gestorben war, hatten sie erfahren, dass er spielsüchtig gewesen war und seine Familie fast mittellos zurückgelassen hatte. In kindlicher Naivität hatte Frankie ihrem Vater grenzenlos vertraut. Natürlich liebte sie ihn noch immer, hatte sich aber geschworen, keinem Mann je wieder so viel Vertrauen entgegenzubringen.

Sie war immer zielstrebig und fokussiert gewesen. Frankie gähnte. Das konnte sie im Umgang mit Eli doch sicherlich auch sein, oder? Sie würde keine Sekunde vergessen, um was es wirklich ging – Harrys Pläne zu durchkreuzen und ihre teenagerhafte Schwärmerei zu überwinden.

Zufrieden und erleichtert schlief Frankie ein.

Sie träumte von einem großen, breitschultrigen Mann mit schwarzem Haar und rauchblauen Augen, der die Arme ausstreckte, als sie freudig auf ihn zurannte.

2. KAPITEL

Zwei Tage nach ihrem Besuch bei Harry verließ Frankie am Vormittag ihr Büro auf dem Campus der Universität und fuhr nach Ballard. Die Geschäftsräume von Wolf Construction befanden sich in einem Industriegebiet in der Nähe der Ballard Locks. Abgesehen von einem Pick-up mit dem Firmenlogo war der Parkplatz leer.

Als sie das Gebäude betrat, war der Empfang unbesetzt.

„Hallo?“ Keine Antwort. Sie runzelte die Stirn. Warum war die Eingangstür nicht verschlossen, wenn niemand hier war?

Irgendwo im Innern ertönte ein dumpfes Geräusch, gefolgt von einer Männerstimme, die etwas murmelte, das sich wie ein Fluchen anhörte. Frankie schaute den Korridor entlang. Mehrere Bürotüren standen offen.

„Hallo?“, rief sie erneut. Als niemand auftauchte, wartete sie einen Moment, dann marschierte sie entschlossen los.

„Verdammt“, stieß jemand wütend hervor. „Wo, zum Teufel, hat Connor diese Pläne hingelegt?“

Frankie folgte der tiefen Stimme und betrat ein Büro. Mit dem Rücken zu ihr stand Eli an einem Schrank, zog eine Schublade auf und wühlte darin herum. Er trug schwere schwarze Arbeitsstiefel, Jeans und ein schwarzes T-Shirt. Als er sich noch weiter vorbeugte, spannten sich die verwaschenen Jeans über kräftigen Muskeln. Gebannt starrte Frankie auf den erregenden Anblick.

Eli richtete sich auf, schloss die Schublade und riss die nächste auf.

Frankie atmete tief durch. „Hallo, Eli.“

Erschrocken fuhr er herum, dann wurden seine Augen groß, und er lächelte.

„Frankie? Was tust du denn hier?“

Jetzt, da sie Eli ihren Plan präsentieren wollte, wurde sie plötzlich nervös. Sie packte den Riemen ihrer schwarzen Tasche etwas fester.

„Ich muss mit dir reden. Hast du ein paar Minuten?“

Überrascht musterte er sie. „Klar.“ Er warf eine Rolle Pläne in die Schublade und schob sie zu. „Komm rein und setz dich.“ Er zeigte auf die zwei Ledersessel vor dem Schreibtisch. „Ich würde dir gern etwas anbieten, aber das Büropersonal hat heute frei, und der Kaffee ist vermutlich von gestern.“

„Kein Problem.“ Frankie nahm auf der Kante des bequemen Sessels Platz und musste den Blick heben, um ihn anzusehen.

„Also …“, begann er, als sie zögerte. „Was führt dich nach Ballard?“

„Wonach hast du gesucht?“, fragte sie. „Du klangst frustriert.“

„Frustriert ist noch milde ausgedrückt. Mein Bruder Connor hat seiner Sekretärin gesagt, sie soll die Pläne auf die Baustelle schicken, aber es sind die falschen. Ich bin hier, um die richtigen zu holen, aber ich finde sie nicht.“ Mit dem Daumen zeigte er auf den Schrank. „Sie sind nicht in der Schublade für die aktuellen Projekte.“

„Kannst du ihn nicht anrufen?“

„Hab ich schon versucht. Er meldet sich nicht.“

Autor

Lois Faye Dyer
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